Statement der Produzenten
Am Anfang stand die Geschichte: Als die Wüste-Produzenten Ralph Schwingel und Stefan Schubert im Herbst 2002 durch ihren Partner von Wüste Film West und Buchverleger Hejo Emons das Glück hatten, den Roman EMMAS GLÜCK von Claudia Schreiber in einem Vorabdruck lesen zu dürfen, hat sie allesamt das Buch auf Anhieb fasziniert und berührt. Deshalb sicherten sie sich noch vor der Herausbringung des Romans (im Reclam Verlag Leipzig) im Frühjahr 2003 eine Option auf seine Verfilmung.
In EMMAS GLÜCK geht es ums Eingemachte – bisweilen auch das Gepökelte – aber stets ums ganze Leben und ums irdische Glück bis zuletzt. Denn wenn es je eine Art gegeben hat, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, dann haben die dralle Schweinezüchterin Emma und der sterbenskranke Max sie gefunden: Das Glück und die Liebe der beiden, so kurz sie dauern, sind wahrhaft überlebensgroß!
Auf der Grundlage seines kurzen, nichtsdestoweniger eindrucksvollen Werks – darunter vor allem der mittellange Film SCHÄFCHEN ZÄHLEN und das Langfilmdebüt MEIN BRUDER DER VAMPIR – boten die Produzenten den Roman Sven Taddicken zur Verfilmung an, der sofort begeistert war. Taddicken hatte sich mit der Auswahl seines zweiten Kinostoffs viel Zeit gelassen und mit Geduld und Präzision das Projekt abgewartet, das ihm und seinen besonderen Fähigkeiten zupass kommen würde: EMMAS GLÜCK erfüllte die Kriterien.
Um die überbordende Verspieltheit des Romans innerhalb einer filmischen Dramaturgie zu bändigen, wurde neben der Romanautorin Claudia Schreiber die erfahrene Drehbuchautorin Ruth Toma (JETZT ODER NIE, SOLINO, KEBAB CONNECTION) hinzugezogen. War der anschließende Adaptionsprozess vom Buch zum Skript auch intensiv, so erwies sich die Suche nach der richtigen Besetzung als noch anspruchsvoller.
Die Idee, den kranken Max mit dem kraftvollen und energischen Jürgen Vogel gegen den Strich zu besetzen, entpuppte sich schnell als Kunstgriff. Aber wie Emma finden, dieses agile und zerbrechliche, naive und durchtriebene, zufriedene und zutiefst sehnsüchtige Weibsbild? Als schließlich nach zahllosen Castings Jördis Triebel vor der Kamera stand, fiel allen Beteiligten ein Stein vom Herzen: Da war sie endlich, unsere Emma! Danach war keine andere Schauspielerin mehr für die Rolle denkbar.
Unterdessen war die Finanzierung des Filmes bereits weit vorangeschritten. Die Qualität der Vorlage ermöglichte es, den Film bis in die Nebenrollen mit so hervorragenden Schauspielern wie Martin Feifel, Hinnerk Schönemann und Nina Petri zu besetzen. Ein hochprofessionelles Team war in und um Köln schnell zusammengestellt. Emmas Hof, der im Bergischen Land gefunden wurde, hätte malerischer nicht sein können. Blieben also nur noch die Schweine...
Schon Monate vor dem Dreh wurden die Tiere für den Film trainiert, trotzdem war allen klar, dass Schweine, die als richtig schwierig gelten, am Set weitgehend unberechenbar sind: Rosa Diven! Des Produzenten Glück war in diesem Fall wiederum Jördis Triebel. Sie hatte sich auf einem Bio-Bauernhof intensiv auf ihre Rolle vorbereitet und tatsächlich konnte niemand am Set so gut mit den Tieren umgehen wie die vermeintliche Hofbesitzerin, an der offensichtlich eine gute Bäuerin verloren gegangen ist.
Szenen wie die liebevollen Schlachtungen wären ohne Jördis Triebels besonderen Draht zu den Tieren und ohne ihre Einfühlsamkeit nicht herstellbar gewesen. Für EMMAS GLÜCK wurde kein Tier in irgendeiner Form misshandelt oder gar getötet. Alle Schlachtszenen sind gestellt und die Fleischverarbeitung durch Emma wurde im Rahmen einer Hausschlachtung gedreht, so dass das Fleisch danach normal weiter verarbeitet werden konnte.
So erwies sich schließlich die Besetzung beider Hauptrollen als goldrichtig: Jürgen Vogel transportiert punktgenau Max’ Zerbrechlichkeit und Tragik, Jördis Triebel ebenso treffsicher Emmas Lebenslust und Sinnenfreude. Das Aufeinandertreffen seiner so gegensätzlichen Charaktere inszeniert Taddicken als sensible Hymne an das Leben und die Liebe – die am Ende größer ist als der Tod.
Ralph Schwingel, Stefan Schubert, Hejo Emons
Hamburg im Mai 2006
Fotos: Ralph Schwingel und Stefan Schubert © André Poling / Hejo Emons © Britta Schmitz |